Gitta Nickel – In Gedenken an die Dokumentaristin

Am 18. Dezember 2023 ist Gitta Nickel verstorben. Gitta Nickel war eine der bekanntesten Dokumentarfilmerinnen der DDR. Mit rund 80 Kino- und Fernsehfilmen war sie die produktivste Regisseurin der DEFA und wirkte weit darüber hinaus. Nach einem Pädagogikstudium lernt sie bei der DEFA, 1965 entsteht ihr erster Kurzfilm WIR VERSTEHEN UNS. Früh zeigt sich ihre filmische Beobachtungsgabe: Sie lässt den Protagonist*innen viel Raum, hat einen Blick für prägnante Details und hält sich selbst mit Kommentaren zurück. Ihre Filme schneidet sie ihn der Regel selbst. Sie zeugen von einer empathischen Haltung, die das Beobachten in den Mittelpunkt stellt. Ohne sich selbst vermutlich als Feministin zu verstehen, befasst Gitta Nickel sich immer wieder mit Gleichberechtigung und Emanzipation, vermittelt weibliche Perspektiven zu den unterschiedlichsten politischen Themen. Der Kurzfilm SIE, der sich mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Familienplanung aus Sicht von Arbeiterinnen befasst, ist das bekannteste Beispiel. Darüber hinaus kommen in ihren Filmen Landwirtinnen, vom Vietnamkrieg betroffene Frauen in Vietnam oder migrantisierte Frauen in der DDR – stets auf Augenhöhe mit der Regisseurin – zu Wort. Immer wieder stellt Gitta Nickel die Frage nach der sozialen Herkunft und ihren Auswirkungen auf das Individuum, während sie den DDR-Sozialismus an sich kaum in Frage stellt. Zu ihrer Zeit mit zahlreichen Preisen bedacht, wird Gitta Nickel noch heute großes Interesse entgegengebracht. Als Hommage an die Vielfältigkeit ihres Werkes zeigen wir drei ihrer Filme aus unterschiedlichen Epochen ihres Schaffens.